MOIN Filmförderung Hamburg Schlwesig-Holstein

Wieviel Rocca steckt in dir?

08.03.2019 | Im Gespräch mit Hilly Martinek

Ein generationsübergreifender Film, der Spaß macht und zu Tränen rührt: Am 14. März startet "Rocca verändert die Welt" in den deutschen Kinos. Das Drehbuch stammt von der Hamburgerin Hilly Martinek, mit ihrem Drehbuch zu "Honig im Kopf" im Jahr 2014 die Grundlage für einen der erfolgreichsten deutsche Filme der letzten Jahre geschaffen hat. Im Interview spricht sie über den Arbeitsprozess beim Schreiben und was wir von Rocca lernen können.

Wie bist du auf die Geschichte gekommen?

Ich habe beobachtet, dass Kinder oft mit Ängsten aufgezogen werden – das ist in meinen Augen falsch, man sollte Kindern viel mehr zutrauen, damit sie selbstsichere und fröhliche, in sich ruhende Erwachsene werden können. Ich sage meinen Kindern immer: „Wenn du etwas willst, dann schaffst du es auch". Man muss Kindern mehr Mut machen, Dinge anzupacken und selbstständig zu sein. All das ist Rocca.

Rocca (gespielt von Luna Maxeiner) hst ihr Skateboard immer mit dabei
Wieviel Rocca steckt in dir?

Ich glaube, in mir steckt ein großes Stück Rocca. Ich bin schon als Kind mit meinem Pony zur Schule geritten, um dann darauf hingewiesen zu werden, dass es verboten ist, ein Pony auf dem Schulhof anzuleinen. Ich stehe für Dinge ein, die ich ungerecht finde und versuche meine Kinder dazu zu erziehen, Probleme anzupacken und nicht wegzugucken. Alle drei sind sehr engagiert und Teil des Vereins Hege Helping Hands. Sie packen dort Pakete für Obdachlose, sammeln Pfandflaschen, um das Geld zu spenden (siehe ROCCA) oder reisen zum Beispiel nach Namibia, um im Township Hütten zu restaurieren. Darauf bin ich sehr stolz. Außerdem sind wir alle ganz schön fröhlich.

Setvisit der Filmförderung Hamburg Schleswig Holstein - Hilly Martinek (2.v.r.) war ebenfalls mit dabei
Warum hat sich Hamburg als Kulisse für den Film angeboten?

Weil Hamburg einfach eine sooo schöne Stadt ist. So reich an tollen Drehorten, so abwechslungsreich. Ich wohne schon seit sehr vielen Jahren hier und fühle mich irre wohl. Da war es naheliegend, dass meine ROCCA auch hier "spielen" soll.

Wie ist der Arbeitsprozess, wenn du an einem Drehbuch schreibst?

Ich schreibe einfach immer drauf los und dann entwickeln sich die Figuren in mir und meinen Gedanken. Das lässt sich schwer beschreiben. Natürlich habe ich auch bei Rocca ein ungefähres Gerüst im Kopf gehabt und wusste, was ich über das Mädchen erzählen will. Viele der Figuren und ihre Beziehungen zueinander haben sich jedoch erst im Laufe des Schreibprozesses geformt. Aktuell schreibe ich gerade mit einer Regisseurin zusammen, die ganz anders arbeitet, mit einem Strukturblatt und so – da musste ich mich am Anfang erstmal dran gewöhnen.

Was hat sich für dich nach dem Drehbuch zu "Honig im Kopf" verändert, der ja einer der erfolgreichsten deutschen Kinofilme der letzten Jahre war?

Es ist total schön, etwas gemacht zu haben, das fast jeder in Deutschland kennt – man hat also irgendwie schon jetzt etwas hinterlassen. Außerdem hab ich wahnsinnig viel gelernt in der Zeit – besonders von Til, als wir zusammen am Drehbuch gearbeitet haben und als ich ihm am Set und im Schnitt über die Schulter gucken durfte. Und ich habe dadurch das große Glück, weitere Filme erzählen zu dürfen. Wie zum Beispiel Rocca, die schon sehr lang ein Herzensprojekt von mir war. Da bin ich sehr dankbar. Wie viele Leute gibt es wohl, die geile Drehbücher auf dem Laptop haben, jedoch nie die Chance bekommen, sie zeigen und sogar verwirklichen zu dürfen.

Spielt die Rolle des Obdachlosen "Casper": Der Hamburger Schauspieler Fahri Yardim
Von welchem deutschen Regisseur würdest du gerne mal eines deiner Drehbücher verfilmen lassen?

Caroline Link wäre super. Die finde ich richtig toll. Die ersten Ausschnitte aus "Als Hitler das Rosa Kaninchen stahl" haben mich wahnsinnig begeistert und gerührt. Aber natürlich hätte ich auch Lust, nochmal einen Film mit Til zu machen. Und jetzt freue ich mich ganz doll auf Helena Hufnagel, die Regisseurin meines (unseren) nächsten Drehbuchs.

Wie war die Zusammenarbeit mit den beiden HMS-Absolventen Katja Benrath und Tobias Rosen?

Wir haben eng zusammengearbeitet und die beiden haben das wirklich gut gemacht.

Regisseurin Katja Benrath und Produzent Tobias Rosen bei den Dreharbeiten
Woran arbeitest du gerade?

Ich schreibe gerade zum ersten Mal nach einer Buchvorlage. Das ist anders, aber auch spannend.

Warum sollte man den Film auf gar keinen Fall verpassen?

Ich glaube, man geht mit einem Lächeln und neuem Elan aus dem Film und denkt „Jetzt packe ich auch mal wieder was an". Das Mädchen fasziniert einen einfach. Es ist ein generationsübergreifender Film, der in jeder Altersgruppe funktioniert und bei dem jeder etwas mitnehmen kann. ROCCA macht einfach Spaß, auch wenn sie nicht immer nur fröhlich ist. Selbst ich habe auf der Premiere noch viele Tränchen verdrückt. Vor lachen und vor weinen.

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